IT-Governance - HMD 250, August 2006
Editorial:
Nach einer Phase konjunkturbedingter Sparsamkeit sieht sich die Unternehmens-IT nun wieder in einer Situation, ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg überzeugend demonstrieren zu können. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre haben IT-Führungskräfte gelernt, dass es an ihnen ist, durch zielorientierte Steuerung, effiziente Kontrolle und einen Fokus auf Nachhaltigkeit zu zeigen, welchen Beitrag sie zur Erreichung der Unternehmensziele leisten und dass IT- und Unternehmensstrategie sinnvoll ineinander greifen.
Zudem hat das Verhalten einzelner Unternehmen in den letzten Jahren trotz des vermutlich einzuräumenden Ausnahmecharakters skandalöser Vorfälle zu der Einsicht geführt, dass von grundlegenden Problemen im Bereich der Transparenz auszugehen ist. Die dadurch ausgelöste allgemeine Diskussion darüber, was eine "gute" Corporate Governance ist und in welchem Umfang durch regulatorische Vorgaben Mindeststandards zu definieren sind, hat Unternehmen veranlasst, sich mit diesen Fragestellungen bewusster auseinander zu setzen. Dass diese Anforderungen auf verschiedene Bereiche durchschlagen, ist eine unvermeidbare, wenn nicht sogar gewollte Konsequenz, die auf IT in ganz besonderem Maße zutrifft. Unternehmen müssen sich der Herausforderung stellen, die Zielsetzung von Regelwerken mit den eigenen Zielen in Einklang zu bringen und in den eingeforderten Maßnahmen den Nutzen für das eigene Unternehmen zu suchen oder diesen durch Kombination mit anderen Veränderungen selbst zu schaffen. Wer Compliance als zu akzeptierendes Übel betrachtet, vergibt möglicherweise Chancen.
Ob es sich bei Begriffen wie "IT-Governance" oder "Compliance" um reine Moden handelt, von denen wir in ein paar Jahren nicht mehr sprechen werden, oder sie zu Standardthemen unserer Disziplin avancieren, bleibt abzuwarten. Als Zeitschrift zur "Praxis der Wirtschaftsinformatik" stellen wir uns solche Fragen bei der Wahl unserer Schwerpunktthemen immer wieder. Deshalb nutzen wir die Gelegenheit des 250. Heftes, um neben unserem üblichen Schwerpunktthema auch über die Disziplin als Ganzes und ihre inhaltlichen Schwerpunkte nachzudenken. Drei Pioniere der deutschsprachigen Wirtschaftsinformatik beschäftigen sich in zwei Jubiläumsbeiträgen mit den Erkenntnisobjekten des Faches in jüngster Vergangenheit und der Frage, wie stark unsere Disziplin von Moden geprägt ist und dabei ein möglicherweise konsequent zu verfolgendes Langfristziel aus den Augen verliert. Heidi Heilmann, Lutz J. Heinrich und Peter Mertens wollen Sie, liebe Leser, mit ihren Beiträgen dazu ermuntern, sich etwas Zeit zu nehmen und Ihrerseits losgelöst von dem, was Sie gerade beruflich beschäftigt, ein wenig über unsere Disziplin nachzudenken.
In üblicher Länge erwarten Sie darüber hinaus Beiträge zum Schwerpunkt und zu weiteren Themen. Die Autoren im Schwerpunktthema dieses Heftes geben Ihnen Anregungen, wie sich IT-Governance sinnvoll gestalten lässt, und berichten von ihren individuellen Erfahrungen, die Ihnen in ähnlichen Situationen als Anhaltspunkte dienen können.
Hans-Peter Fröschle / Prof. Dr. Susanne Strahringer
Beiträge zum Themenschwerpunkt:
- IT-Governance - neue Aufgaben des IT-Managements
- CobiT als IT-Governance-Leitfaden
- Effektive Governance durch Zentralisierung oder Auslagerung von IT-Services
- Kennzahlengestütztes Management von IT-Architekturen
- Ausrichtung des IT-Projektportfolios an der Unternehmensstrategie
- IT-Governance durch strategische Steuerung in den Kommunen?
- SOX-IT-Compliance bei Novartis
- Integration von ITIL und Computer-validierung in der Pharmabranche am Beispiel Change Management
- Governance des IT-Sourcing bei einem Finanzdienstleister
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